Beschreibung
Tracks
Martín Palmeri (* 1965)
MISA A BUENOS AIRES »MISATANGO«
1. Kyrie (6:49)
2. Gloria (5:20)
3. Credo (10:28)
4. Sanctus (3:17)
5. Benedictus (3:13)
6. Agnus Dei (9:00)
TANGO GLORIA
7. Gloria in excelsis Deo (1:18)
8. Et in terra pax hominibus (2:39)
9. Laudamus te (2:24)
10. Gratias agimus tibi (0:36)
11. Propter magnam (1:10)
12. Domine Deus, rex coelestis (2:53)
13. Domine fili unigenite (4:16)
14. Domine Deus, agnus dei (2:25)
15. Qui tollis peccata mundi (3:11)
16. Qui sedes ad dexteram patris (3:39)
17. Quoniam tu solus sanctus (1:16)
18. Cum sancto spiritu (5:03)
Gesamtspieldauer: 69:13
Heidi Maria Taubert, Sopran
Annekathrin Laabs, Alt
Clemens Heidrich, Bass
Sächsisches Vocalensemble
Cuarteto Rotterdam
Dresdner Kapellsolisten
Matthias Jung
Eine argentinische Tangomesse
Die Tangomesse von Martín Palmeri ist natürlicherweise inspiriert vom traditionellen Tango seines Heimatlandes, aber vor allem vom Tango Nuevo Astor Piazzollas. So entwickelte Piazzolla einen »Neuen Tango«, der nicht mehr als Tanzmusik sondern als Musik fürs Konzertpodium gedacht war, der zeitgenössische Formen und musikalische Entwicklungen aufgriff und so zu einer komplexen Kunstmusik wurde. Die 1996 von der »Sinfonica Nacional de Cuba« uraufgeführte »Misa a Buenos Aires« beweist gleichsam eindrucksvoll und unterhaltsam das Talent Palmeris, die stilistischen Merkmale des Tangos in seine Kompositionen einfließen zu lassen. Textgrundlage des Stückes ist das klassische katholische Messordinarium, wie es seit Jahrhunderten vertont wird.. Mit der Besetzung (Mezzosopran, gemischter Chor, Tangoquartett und Streichorchester) bleibt Palmeri nah an den authentischen Besetzungen der Tangoorchester seiner Heimat. Spannend ist dabei vor allem, wie phantasievoll er die Spielmöglichkeiten der Instrumente nutzt. Typische Techniken des Tango, dieses rhythmusbetonten Tanzes, bei dem auch die Melodieinstrumente percussiv als Impulsgeber verwendet werden, spielen dabei eine wichtige Rolle. Die herausragende Verwendung des Bandoneons – mal als singende Stimme, dann wieder als Rhythmusinstrument – garantiert dabei die »Tangoseele«. Auch Melodieführung, Harmonik und die rhythmischen Strukturen sind selbst von Laien als Tangostilmittel erkennbar. Mit großem melodischem Einfallsreichtum schöpft Palmeri die verschiedenen Klangfarben des Tangos passend zu den unterschiedlichen Charakteristiken der Messsätze aus. Das 2014, also gut 18 Jahre nach der Tangomesse uraufgeführte »Gloria« ist um einiges komplexer – sowohl satztechnisch als auch harmonisch – und lässt den gefälligen, manchmal an der Grenze zum Populärmusikalischen wandelnden Ton der Messe hinter sich. In allen Teilen bleibt jedoch auch hier die melodische und emotionale Ausdrucksvielfalt erhalten. Europäische Tradition und Tango werden auch hier auf kunstvolle, überzeugende Weise zusammengeführt.
Rezension
Geglückte Fusion
Matthias Jung bringt in Dresden Tango in die Kirche und überzeugt mit glänzenden Vokal- und Instrumentalkräften. Crossover-Geplänkel? Emotionale Durchdringung!
Von Eckhard Weber, 14. Dezember 2016 (concerti – Das Konzert- und Opernmagazin)
Tango und sakrale Chormusik dürften so zusammengehen wie Teufel und Weihwasser, möchte man meinen. Doch der Argentinier Martin Palmeri beweist mit seiner „Tangomesse“ Misa a Buenos Aires und mit Tango Gloria eindrücklich, dass die Fusion funktioniert. Palmeri geht vom Tango nuevo aus, den einst der legendäre Astor Piazzolla berühmt machte: Kunsttango, der nicht nur Jazzeinflüsse, sondern auch altehrwürdige Satztechniken integriert. Das Ergebnis sind emotionale Offenbarungen, bei denen sich zwei Sphären gegenseitig bereichern, weil Palmeri in beiden etwas zu sagen hat. Zum Klingen gebracht mit glänzend aufgelegten Beteiligten, expressiven Gesangssolisten, einem sensibel in feinen Abstufungen gestaltenden Sächsischen Vocalensemble, einem markanten Cuarteto Rotterdam und Dresdner Kapellsolisten, die weite, atmosphärische Klangräume eröffnen, alles souverän zusammengehalten von Matthias Jung.