Buenos Aires Today

Der Tango des 21. Jahrhunderts

Cuarteto Rotterdam in Buenos Aires (2011)

Cuarteto Rotterdam in Buenos Aires (2011)

Auch wenn der Tango erst auf eine etwas mehr als einhundertjährige Geschichte zurück blicken kann, ist der musikalische Fundus immens und facettenreich. In dieser geschichtlich eher kurzen Zeitspanne hatte der Tango, genauso wie andere Musikgenres, bis heute natürlich schon so manche Krise zu bewältigen: zu Beginn wurde er von der besseren Schicht in Buenos Aires abgelehnt – als der Tonfilm (um 1930) aufkam, wurden auf einen Schlag die Hälfte der Musiker arbeitslos – und nach dem „goldenen Zeitalter“ des Tangos (Mitte der 50er Jahre) fristete er ein Schattendasein neben Rock-, Beat- und Jazzmusik. Ein weiterer Ausgrenzungsfaktor waren die politischen Situationen in den 50er Jahren durch den Sturz von Juan Domingo Perón und in den 70er Jahren durch die Militärdiktatur von Jorge Rafael Videla. Die Militärdiktatur veranlasste viele Tangomusiker aus dem Land zu flüchten – die neue Hochburg des Tangos wurde Paris.

Es ist u.a. Musikern wie Astor Piazzolla, Orchestern wie „Sexteto Mayor“ und Tangoshows wie „Tango Argentino“ zu verdanken, dass sie in Europa, Nordamerika und Japan ab den 80er Jahren eine neue – bis heute anhaltende – Begeisterungswelle auslösten und den Tango in der ganzen Welt so populär machten, dass sich zu Beginn der 90er Jahre eine junge Generation von Musikern in Buenos Aires wieder für den Tango interessierte.

Bis zu diesem Zeitpunkt hatte die junge Generation den Kontakt zu ihrem spektakulärsten Kulturgut „Tango“ verloren – nur alte Leute interessierten sich noch dafür. Durch das neu aufflammende Interesse entstand ein spannender Dialog zwischen den Musikern, die aktiv schon das „goldene Zeitalter“ des Tangos mitgestaltet hatten und denen, die zum Ende des 20. Jahrhunderts den Tango neu für sich entdeckten. Die junge Generation wurde sich ihrer Aufgabe bewusst, Kontakt zu den Zeitzeugen der goldenen Ära des Tangos herzustellen – wohl wissend, dass sie keine besseren Lehrmeister finden konnten.

Glücklicherweise ist das Interesse an Tango weiterhin überall in der Welt zu entdecken – die Tangoabteilung der Hochschule für Musik und Tanz in Rotterdam (Codarts) ist nur ein Beispiel dafür. Unzählige neue Tangokompositionen werden heutzutage u.a. in Japan, Frankreich, Argentinien, Uruguay, den Niederlanden, der Schweiz und Deutschland geschrieben – sie sind virtuos, lebendig und einfach hörenswert – und das Schönste ist, dass die Tradition des Tangos in diesen Kompositionen weiterlebt und neue Wege einschlägt, wie es der Tango seit seiner Geburtsstunde tat.

Cuarteto Rotterdam sucht aktiv den Kontakt zu heutigen Tangokomponisten um deren Intentionen direkt umsetzen zu können und den Tango in seinen vielen Facetten auch in den neuen Kompositionen zum Leben zu erwecken.

Tarde De Julio (Walter Ríos)

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